JESUS RELOADED
Kuratiert von Theresa Berger.
15.01. – 26.03.2017
KUNSTVEREIN APOLDA AVANTGARDE e.V.
Seit fast 2000 Jahren ist die Kunst des Abendlandes eng mit dem Bild Christi verknüpft. Doch im Laufe der Jahrhunderte änderte sich das Christusbild im gleichen Maße, in dem sich die christliche Gesellschaft und die Bildsprache der Kunst entwickelten. Vor allem im wissenschaftlich geprägten 19. und im von Kriegen und Verfolgung geprägten 20. Jahrhundert widmeten sich viele Künstler erneut dem Christusbild. Sie entwickelten neue, individuelle Ansätze, die Christus und den Menschen im Spannungsfeld zwischen Spiritualität und moderner Massengesellschaft zeigen.
Durch Kirchenaustritte und demografiscchen Wandel sinkt in Deutschland die Zahl der gläubigen Christen zusehends. Trotz dieser Entwicklung behauptet sich die Figur Jesu nach wie vor als ein Fixpunkt in der christlich-abendländischen Kultur. Die Kabinettaustellung im Kunsthaus Apolda vereinte drei Positionen junger Künstler, die das Thema Glaube und dessen Symbolwelt unter den Bedingungen der Gegenwart hinterfragen. Im Vordergrund steht die hybride Gestalt Christi, der als Mittler zwischen den Sphären sowohl menschliche als auch göttliche Züge trägt – der Leid und Schmerz erfährt, aber auch Hoffnung und Liebe spendet.
Theresa Berger nun präsentierte aus der Serie „Verzweiflung, Trauer, Wut“ unter anderem Kohlezeichnungen, in denen sie – mal grob, mal fein gearbeitet – verschiedene Gefühlszustände transportiert. Was ist, wenn es einem nicht gut geht, was zählt dann? – Ist es nicht die kleine Geste, das Streicheln übers Haar oder das Segnen, wie sie es mittels ihrer drei Hände in aquarellierter Technik auf Papier zeigt. Nächstenliebe, Barmherzigkeit abseits einer kalten Kosten-Nutzen-Kalkulation – all das sind Inhalte ihres fundierten künstlerischen Ausdrucks.
Der Holzbildhauer Sebastian Hertrich nennt sein Werk „Glanz und Elend VI (Apoldaer Kreuz)“. Letzteres, extra für die Kabinettausstellung geschaffen, stellt ein aus Platinen gefertigtes Kreuz dar. Verwendung fand also Material aus ausgedienten Rechnern, womit er diesem Zivilisationsschrott quasi ein „zweites Leben“ einhauchte. Ergänzend hinzu kam eine aus Plexiglas geschnitzte Jesus-Figur, die er aus einem Block gehauen hat.
Michael Merkel präsentierte sein Werk „Ohne Titel (Hospitale maius) es besteht aus gebrauchtem Verbandsmaterial, das er auf einen Holzrahmen wickelte. Damit setzt er Leiden und Heilung um; spiegelt so nicht zuletzt auch das irdische, physische Leiden Jesu wider.
Text: D. L.-Bauer | Thüringer Allgemeine – 17.01.2017