Joana Pape

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Feinsinnige Beobachtungen und präzise Formulierungen — sie überrascht mit ungewohnten Gedankengängen und vermag diese brilliant zu formulieren.

Joana Pape, geboren 1986 im nordhessischen Schwalmstadt, studierte Kunstgeschichte, Erziehungswissenschaften und Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaften in Marburg. Während des Studiums sammelte sie im Marburger Kunstverein erste Erfahrungen im Ausstellungsbetrieb und der Kunstvermittlung. Im Anschluss absolvierte sie erfolgreich ihr zweijähriges Volontariat im Kunstmuseum Spendhaus in Reutlingen. In dieser Zeit konnte sie ihre fachlichen Schwerpunkte tiefgehend ausbauen: von der Kunst der Klassischen Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst sowie der Museumspädagogik und Kunstvermittlung.

Durch die Arbeit im Archiv zur Kunst- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts in der Stiftung für konkrete Kunst, Reutlingen sowie aktuell in der Veranstaltungsorganisation des Kulturamts der Stadt Reutlingen und der Fortbildung zur Kulturmanagerin erweitert sie ihr fachliches Repertoire über die kunsthistorischen Kenntnisse hinaus. Seit Anfang 2019 organisiert und veranstaltet sie gemeinsam mit Sebastian Wanke die Ausstellungsreihe planspiel reutlingen zur Förderung und Unterstützung regionaler Kunstschaffender. Sie ist als freie Rednerin, Kunsthistorikerin und Autorin regional und überregional tätig.

Leseproben:

Alfred Hrdlicka (1928-2009) war ein Nachkriegskünstler, der seine Welt als Chaos begriff. Seine Bilder sind kein Abbild der Realität, sondern stellen die Welt vielmehr so dar, wie er sie wahrnahm. In expressiver Manier diente ihm der menschliche Körper als Kommunikationsmittel, in welchem er den Ausdruck des inneren Seelenzustands der Menschen suchte. Seine bestimmenden Themen waren menschliche Gewalt und der geschundene Mensch, dargestellt in einer radikalen Polemik. Hrdlicka verzerrte seine Menschenbilder beinahe bis zur Karikatur.

Christliche und biblische Themen in der zeitgenössischen Kunst. Zum Beispiel Alfred Hrdlicka, Arnulf Rainer und Felix Droese, in: Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen (Hg.), Die großen Menschheitsbilder eines Ketzers. Christliche Themen im Werk HAP Grieshaber, Reutlingen 2017

„Mit dem Aufkommen des World Wide Web zu Beginn der 1990er-Jahre wurden Bilder nicht mehr nur über Printmedien verbreitet, sondern waren plötzlich allgegenwärtig. Die damalige gesellschaftliche Angst, nicht nur vor der digitalen Bilderflut, sondern besonders vor der Manipulierbarkeit der Bilder durch die Möglichkeit ihrer Bearbeitung, illustriert den Bedeutungswandel vom reinen Abbild zum wirkungsvollen Machtinstrument.“

Fotografie im Wandel. Von 4×5 Inch zu Instagram, in: GRAND OUVERT. Bauhaus Photography at its finest, Weimar 2018

Einen ähnlichen Ansatz wie die Embodiment-Theorie verfolgt indes auch die Bildwissenschaft. Wurden seit der Aufklärung „Bilder als Phänomene reiner Einbildung marginalisiert“, treten gerade mit den technischen Bildwelten Vorstellungen einer Lebendigkeit der Bilder wieder auf: In der Bilderkennung werden die Augen als Wahrnehmungsorgan nicht isoliert betrachtet. Denn in der Bildbetrachtung erkennen wir nicht nur bloße Linien, sondern erfahren Bilder emotional expressiv, also auch mit dem Geist.

Körper und Geist. Embodiments. Iara Peters. Planspiel, 2019